9th Symposium on Finance, Banking, and Insurance
Universität Karlsruhe (TH), Germany, December 11 - 13, 2002

Abstract


  

 


Der Einfluß der Anonymität auf Liquidität und Preisbildung auf Aktienmärkten

 
 

Erik Theissen

   
 

Groupe HEC, Jouy-en-Josas, Frankreich


 
 

Der Grad der Anonymität - definiert als das Ausmaß der vor Abschluß einer Transaktion verfügbaren Informationen über die Identität potentieller Transaktionspartner - ist ein wesentlicher Gestaltungsparameter bei der Organisation von Wertpapiermärkten. Insbesondere unterscheiden sich Parketthandel und elektronischer Handel durch unterschiedliche Anonymitätsgrade. In einem nichtanonymen Markt (wie etwa dem Frankfurter Parketthandel) kann der Market-Maker oder Makler potentiell informierte Transaktionspartner identifizieren. Er kann zwischen den als informiert und den als uninformiert identifizierten Marktteilnehmern Preisdifferenzierung durchführen, indem er mit ersteren zu den zuvor quotierten Preisen, mit letzteren zu Preisen innerhalb der quotierten Geld-Brief-Spanne handelt.


In der vorliegenden Arbeit wird ein einfaches Modell eines nichtanonymen Marktes entwickelt, das die oben angesprochene Identifikationsfähigkeit abbildet. Aus diesem Modell werden Hypothesen abgeleitet und mit Daten der Frankfurter Wertpapierbörse empirisch getestet. Die aus dem Modell abgeleiteten Hypothesen über die Determinanten des "price improvement", der Differenz zwischen quotierter und effektiver Spanne, können empirisch bestätigt werden. Ebenfalls konsistent mit dem Modell ist das Ergebnis, daß der Abschluß von Transaktionen zu Preisen innerhalb der Spanne nicht zu einer Verringerung der realisierten Geld-Brief-Spanne führt. Zudem zeigt sich, daß Transaktionen, die zum zuvor quotierten Preis stattfinden, tatsächlich einen höheren Informationsgehalt haben als Transaktionen zu Preisen innerhalb der Spanne.